Sie/Ihr Kind tragen sich mit dem Gedanken eine operative Korrektur von abstehenden Ohren durchführen zu lassen. Hierin werden die Behandlung, der postoperative Verlauf sowie die Risiken der Ohranlegeplastik erklärt, damit Sie sich entscheiden und in den Eingriff einwilligen können.
Wann soll man die Abstehohren operieren?
Bei Kindern soll man sich für eine Operation entscheiden, wenn das Kind in Kindergarten oder Schule wegen den abstehenden Ohren gehänselt wird und darunter leidet. Der Eingriff kann ab dem 5. Altersjahr erfolgen, da das Wachstum des Ohrknorpels schon weit fortgeschritten ist. Ältere Kinder und Erwachsene sollen mit ihrem gesunden Menschenverstand nach ausführlicher Aufklärung entscheiden, ob sie den Eingriff wünschen oder nicht. Das ästhetische Problem sollte für Angehörige, Freunde und den Operateur einfühlbar sein.
Was kann ich vom Eingriff erwarten, was nicht?
Die Korrektur von abstehenden Ohren ist in aller Regel ein dankbarer Eingriff. Die vor dem Eingriff demonstrierte Form wird recht genau erreicht. Sie können also die Behebung des ästhetischen Problems erwarten. Andere Probleme, vor allem psychische, können bleiben.
Wieviel kostet die Operation?
Die Ohrmuschelkorrektur ist versicherungstechnisch ein rein ästhetischer Eingriff und wird deswegen von den Krankenkassen nicht bezahlt. Auch die Invalidenversicherung zahlt keine Beiträge mehr.
Jugendliche und Erwachsene werden ambulant in Lokalanästhesie in unserem Praxis-OP behandelt. Die Pauschale beträgt aktuell CHF 3500.-. In dieser Pauschale sind alle Konsultationen vor und nach der Operation und alle Medikamente inbegriffen. Von dieser Regelung ausgenommen sind komplexe Deformitäten oder Revisionen.
Kinder werden in Vollnarkose ambulant im Spital behandelt. Die Kosten der Spitalbehandlung betragen aktuell pauschal CHF 4600.-. Dazu kommen die Kosten für die Konsultationen in unserer Praxis vor und nach der Operation, welche gemäss Tarmed abgerechnet werden. Bis 16 Jahren bezahlen die Kassen häufig freiwillig einen Anteil an der Operation. Deshalb kriegen Sie für Ihr Kind nach der Erstkonsultation ein Gesuch um Kostengutsprache von uns.
Welche Techniken wenden wir an?
Das Ziel der Korrektur ist das Erreichen einer natürlichen Ohrform, die alle normalen anatomischen Strukturen und Abstände respektiert. Obwohl die Variabilität von Ohrmuscheln gross ist, wird als ästhetisch schön eine kantenlose Rundung der Anthelixfalte angesehen, welche oben in einen weniger gekrümmten oberen Schenkel und einen kantigeren unteren Schenkel ausläuft. Dazwischen soll eine flache Vertiefung, die Fossa triangularis liegen. Ist das Ohrläppchen auffällig zu gross oder abstehend, soll es ebenfalls normalisiert werden. In Mitteleuropa werden untenstehende Abstände von der vorderen Ohrmuschelkante zum Kopf als ästhetisch normal angesehen.
Je nach vorliegender Deformität muss eine spezielle Technik gewählt werden:
Mangelhaft ausgebildete Anthelixfalte und fehlender oberer Schenkel
Dies ist die häufigste und auffälligste Ursache für sogenannte Segelohren. Mehrere Techniken bieten sich hier an. In diesem Fall erlaubt ein kleiner Hautschnitt an der Hinterseite der Ohrmuschel Zugang zu der Falte, die mit einer Fadentechnik neu geformt wird. Ist der Knorpel dick und starr, wird er an der Vorderseite fein angeritzt, damit er sich glatt und rund nach hinten legt. Wir benützen keine Metall-Implantate, wie dies zwecks Reduktion der OP-Zeit zurzeit in Mode kommt.
Zu grosses, vorstehendes Cavum conchae
Die Strukturen der Ohrmuschel sind normal angelegt, insbesondere die diversen Falten. Die Vertiefung der Ohrmuschel, das Cavum conchae, ist aber zu voluminös und/oder nach aussen rotiert. Hierfür muss das Ohr sanft nach hinten gebracht werden. Knorpel-Schnitttechniken, die zu Kanten und späteren Verformungen führen können, vermeiden wir nach Möglichkeit.
Abstehende Ohrläppchen
Das Ohrläppchen hat kein Knorpelskelett, weswegen die Korrektur technisch anspruchsvoll ist. Wir wenden je nach Situation verschiedene plastische Verfahren an.
Wie ist der Ablauf vor und während der Operation?
Sie werden von uns mündlich, anhand anatomischer Tafeln und schriftlich über Ihre Operation aufgeklärt. In der präoperativen Analyse werden die zu korrigierenden Strukturen identifiziert und das zu erwartende Resultat am Spiegel dem Patienten gezeigt. Aus versicherungstechnischen Gründen werden Fotos angefertigt. Die Behandlung unterscheidet sich bei Kindern und Erwachsenen:
Kinder:
Kinder werden in Vollnarkose im Spital operiert. Wenn Sie in den Eingriff einwilligen, erfolgt die Anmeldung im Spital. Sie erhalten alle Unterlagen für den Eintritt zugeschickt.
Sie werden mit Ihrem Kind zusätzlich in die Anästhesie-Sprechstunde aufgeboten werden, anlässlich welcher Sie auch vom Narkosearzt über die Anästhesie informiert werden. Sie werden auch dort Ihre Einwilligung abgeben müssen. Befolgen Sie genau die Anweisungen, ab wann Ihr Kind nicht mehr essen und trinken darf. Sollte Ihr Kind nicht nüchtern erscheinen, muss der Eingriff abgesagt werden.
Sie bekommen vom Spital die genauen Informationen, wann sie am Operationstag erscheinen müssen.
Sollten allgemeine Operationsrisiken vorliegen, werden wir Sie vorgängig beim Kinderarzt für einen internistischen Untersuch anmelden.
Informieren Sie uns frühzeitig, wenn Ihr Kind vor dem Eingriff krank wird. Bei Fieber und Husten muss der Eingriff verschoben werden.
Jugendliche und Erwachsene:
Sie erhalten einen OP-Termin in der Praxis, vorzugsweise in einer Randzeit am späteren Nachmittag gegen das Wochenende. So ist die Zeit der Arbeitsunfähigkeit möglichst kurz und der während 2 Tagen getragene zirkuläre Ohrverband kann nach dem Wochenende entfernt werden.
Für den Eingriff müssen sie nicht nüchtern erscheinen. Sie sollten nicht selbst fahren.
Waschen Sie vor dem Eingriff die Haare, da sie anschliessend eine Woche nicht gewaschen werden dürfen. Damen mit langen Haaren bringen bitte ein Band mit um die Haare zusammenzubinden.
Der Eingriff beginnt mit der Desinfektion. Haben Sie keine Angst vor Schmerzen, Sie werden nach Setzen der Lokalanästhesie nichts spüren. Man nimmt vor allem akustisch wahr, dass am Ohr operiert wird.
Der Eingriff beginnt mit einem Schnitt hinter dem Ohr. Von hier aus werden die zu korrigierenden Knorpelstrukturen freigelegt. Bei den Kanten und Rundungen wird der Knorpel bei Bedarf ausgedünnt, damit er sich zurücklegt. Auf Schnitte in den Knorpel wird bei der von uns angewendeten Technik nach Möglichkeit verzichtet, da dies oft zu unschönen Kanten und Unregelmässigkeiten im Relief führt. Je nachdem wird die Ohrmuschel nach hinten vernäht und zuletzt der Hautzugang wieder verschlossen. Nach ca. 90-120 Minuten sind beide Seiten fertig und es wird ein spezieller Polsterverband angelegt.
Allgemeine Risiken
Diese sind bei sorgfältiger Patientenselektion sehr klein: Die Korrektur von abstehenden Ohren ist häufig und standardisiert. Während des Eingriffes selbst passiert kaum je etwas Schlimmes. Dennoch können mit sehr kleiner Wahrscheinlichkeit schwerwiegende Komplikationen auftreten. Es ist deswegen wichtig, dass Sie den Arzt informieren, wenn eine andere Erkrankung vorliegt, die in diesem Zusammenhang zu Problemen führen könnte. Fragen Sie ihren Arzt, wenn Sie unsicher sind! Wichtig ist zu wissen, ob Unverträglichkeiten und Allergien (Medikamente, Desinfektionsmittel, Lokalanästhetika) vorliegen oder das Thrombose- oder Embolierisiko erhöht ist. Nennen Sie dem Arzt alle Medikamente, welche Sie/Ihr Kind einnehmen, auch pflanzliche. Informieren Sie, wenn in Ihrer Verwandtschaft Gerinnungsstörungen bekannt sind.
Auch Nebentätigkeiten wie Lagerung, Legen von Venenzugängen, Pflaster, Desinfektion oder die Anwendung von Strom zur Blutstillung können selten einmal zu Komplikationen führen.
Spezifische Risiken
Zu Blutungen aus dem Wundgebiet kommt es in der Regel in den ersten 24 Stunden. Sollten ein paar Bluttropfen unter dem Ohr zu Vorschein kommen, tupfen Sie diese ab. Legen Sie allenfalls ein Frotté-Tuch auf das Bettkissen in der ersten Nacht. Melden Sie sich, wenn Sie / Ihr Kind massive Schmerzen nach 1-2 Tagen entwickeln. Dies kann Folge eines Blutergusses sein.
Am Anfang sind die Ohrmuscheln geschwollen und bläulich verfärbt. Die Schwellung verschwindet nach einigen Tagen, Farbveränderungen der Haut können länger andauern.
Zu einer Gefühlsstörung am Ohrmuschelrand kommt es häufig. Die Störung bleibt einige Wochen und verschwindet in den meisten Fällen. Eine Sensibilitätsstörung kann bleiben, ist aber selten störend.
Wundinfektionen sind selten, dann aber ungünstig, weil durch die Spätschäden die Form beeinflusst werden kann.
Die Narben hinter dem Ohr sind nach wenigen Wochen nicht mehr sichtbar. Vorallem bei genetischer Veranlagung können sich unschöne Narben (Keloide, hypertrophe Narben) ausbilden. Solche müssen dann gelegentlich kompliziert nachbehandelt werden.
Vorallem an der Ohrkante können Druckstellen entstehen, die dann Wochen bis Monate bis zur Abheilung bestehen können.
Gelegentlich stossen sich bleibende Fäden durch die Haut ab und müssen entfernt werden. Meist bleibt die korrigierte Form. Selten kann aber das Ohr wieder mehr abstehen.
Wie bei allen ästhetischen Eingriffen besteht ein Risiko, dass der Patient mit der erzielten Form nicht zufrieden ist, aus welchen Gründen auch immer.
Es besteht ein Risiko im einstelligen Prozentbereich von Nachoperationen aus verschiedenen Gründen.
Sehr selten sind notwenige Nachoperationen wegen Einengung des Gehörganges oder Haut- und Knorpelverlust aufgrund von Durchblutungsstörungen oder Infektionen.
Vor und 1 Woche nach Ohrkorrektur
Vor und 1 Woche nach Ohrkorrektur
Vor und 4 Tage nach Ohrkorrektur
Vor und 12 Tage nach Ohrkorrektur
Ärzteteam – Operateure
Frau Dr. med. Lucia Bortoluzzi und Dr. med. Josef Vavrina, beide FMH ORL, speziell Hals- und Gesichtschirurgie, haben grosse Erfahrung mit Ohrkorrekturen bei Kindern und Erwachsenen. Sie wenden schnittfreie, knorpelschonende Techniken zur Vermeidung von unschönen Kanten an. Oberstes Ziel ist eine natürliche und symmetrische Form der Ohrmuscheln.